Fed und EZB bereiten sich auf Lockerung der Geldpolitik vor
Die globale Finanzwelt steht vor einer bedeutenden Zinswende, sowohl in den USA als auch in Europa. Nachdem die Zentralbanken der beiden größten Volkswirtschaften der Welt über ein Jahrzehnt hinweg eine straffe Geldpolitik betrieben haben, um die Inflation zu bekämpfen, mehren sich die Anzeichen für eine bevorstehende Lockerung. Sowohl die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) als auch die Europäische Zentralbank (EZB) bereiten sich auf Zinssenkungen vor, die bereits im September 2024 beginnen könnten.
Fed signalisiert Zinssenkungen
Fed-Chef Jerome Powell hat in seiner Rede auf dem renommierten Notenbankforum in Jackson Hole ein klares Signal für eine bevorstehende Zinssenkung gegeben. „Es ist an der Zeit, die Geldpolitik anzupassen“, erklärte Powell und deutete damit eine mögliche Senkung des Leitzinses an. Diese könnte bereits am 18. September erfolgen, wenn die nächste Sitzung der Fed stattfindet. Derzeit liegt der Leitzins in einer Spanne von 5,25 bis 5,50 Prozent, doch Ökonomen rechnen mit einer Reduzierung um einen Viertel-Prozentpunkt. Weitere Schritte könnten im November und Dezember folgen.
Die positiven Reaktionen der Märkte auf Powells Äußerungen waren deutlich spürbar. Sowohl der DAX als auch der EuroStoxx50 und die wichtigsten US-Indizes legten zu. Auch der Goldpreis erreichte ein neues Allzeithoch, während der Dollar-Index leicht zurückging. Powell betonte, dass die Fed trotz der bevorstehenden Lockerung weiterhin bestrebt sei, die Inflation in Richtung des Preisstabilitätsziels von zwei Prozent zu lenken, ohne die Wirtschaft abzuwürgen.
EZB vor weiterer Zinssenkung im September
Ähnlich wie in den USA mehren sich auch in Europa die Stimmen für eine Zinssenkung. Insidern zufolge plädieren immer mehr EZB-Währungshüter für eine zweite Zinssenkung im September. Bereits im Juni hatte die EZB die Zinsen gesenkt, und eine weitere Reduzierung wird nun für die Sitzung am 12. September erwartet. Die Wahrscheinlichkeit für eine solche Entscheidung wird am Geldmarkt auf über 98 Prozent geschätzt.
Die jüngsten Wirtschaftsdaten aus dem Euroraum, darunter Wachstumszahlen, Löhne und die Preisentwicklung, haben die Debatte innerhalb der EZB intensiviert. Auch Finnlands Notenbankchef Olli Rehn sprach sich offen für eine Zinssenkung aus. Sollte es in den kommenden Wochen zu keinen unerwarteten wirtschaftlichen Überraschungen kommen, dürfte die EZB den Schritt in Richtung einer Lockerung der Geldpolitik vollziehen.
Fazit: Eine neue Geldpolitik?
Die kommenden Wochen und Monate könnten eine neue Phase in der Geldpolitik einleiten, sowohl in den USA als auch in Europa. Nachdem die Zentralbanken in den letzten Jahren vor allem auf Inflationsbekämpfung fokussiert waren, rückt nun vermehrt die Sorge um das wirtschaftliche Wachstum und die Stabilität der Arbeitsmärkte in den Vordergrund. Sowohl die Fed als auch die EZB scheinen bereit, ihre straffe Politik zu lockern, um die Wirtschaft zu unterstützen. Die nächsten Sitzungen der beiden Zentralbanken werden daher mit großer Spannung erwartet und könnten entscheidende Weichen für die Zukunft der globalen Finanzmärkte stellen.